VHS Bildungspolitik

Die Volkshochschulen: Verlässlicher Partner in bewegten Zeiten

Unsere Gesellschaft befindet sich im Umbruch. Komplexe Herausforderungen gehen Hand in Hand mit tiefgehender Verunsicherung. Dem Ringen um gesellschaftlichen Zusammenhalt, Teilhabe und Nachhaltigkeit stehen wachsende Demokratiefeindlichkeit und Wissenschaftsskepsis gegenüber. Lebensbegleitendes Lernen kann hier auf individueller und gesellschaftlicher Ebene einen entscheidenden Beitrag für ein besseres Leben leisten. Als eine der führenden Bildungsinstitutionen des Landes, erfüllen Volkshochschulen zuverlässig ihren Auftrag. Wir sind der Bildungs-Nahversorger der österreichischen Bevölkerung sowie ein starker Partner der öffentlichen Hand und der Zivilgesellschaft.

Wordrap mit John Evers

Die VHS-Mitarbeiter*innen Anna Lanzerstorfer und Thomas Strahoda (Wiener Volkshochschulen) haben im Rahmen eines Lehrgangs ein Kurzvideo ("Wordrap") mit John Evers zum Thema Volkshocharbeit erstellt.

Die Volkshochschulen

  • arbeiten gemeinnützig und niederschwellig. Sie bieten so allen Menschen in Österreich Möglichkeiten an Bildung teilzunehmen.
  • sind eine führende Bildungsinstitution, beispielsweise in den Bereichen Gesundheitsbildung, Sprachen, Kreativität und Gestaltung, Demokratiebildung und Wissenschaftsvermittlung, digitale Kompetenzen, Basisbildung und Schulabschlüsse.
  • stellen an über 800 Standorten, mit 1.200 hauptberuflichen Mitarbeiter*innen, 13.000 Kursleitenden und zahlreichen ehrenamtlich Tätigen, vielfältige Leistungen für die Region und die Gesellschaft zur Verfügung und sind wichtige Begegnungsorte.
  • sind in Krisenzeiten schnell in der Lage, auf aktuelle Anforderungen zu reagieren.
  • bieten nach anerkannten Qualitätskriterien für alle Beteiligten ausgezeichnete Rahmen- und Arbeitsbedingungen zur konkreten Umsetzung von Bildung.
  • sind seit über hundert Jahren in der Demokratie- und Wissenschaftsbildung aktiv und wirken für den sozialen Zusammenhalt und eine nachhaltige Entwicklung.

Erwachsenbildung braucht einen verlässlichen Rahmen

Bedeutung und Aufgaben der Erwachsenbildung haben in den letzten Jahren zugenommen. Volkshochschulen bieten längst nicht mehr ausschließlich freie und allgemeine Bildungsangebote für Erwachsene. Sie sind heute zum Beispiel in Bereichen wie Integrations- oder Arbeitsmarktpolitik wichtige Akteure und tragen maßgeblich zur Weiterbildungsteilnahme beziehungsweise zur Verwirklichung des lebensbegleitenden Lernens in Österreich bei. Die rechtliche Lage der Erwachsenenbildung und deren finanzielle Ausstattung durch den Bund entspricht diesem Entwicklungsstand schon lange nicht mehr. Auch Volkshochschulen kämpfen laufend mit unzureichender finanzieller Ausstattung und wechselnden Finanzierungsstrukturen.

Der Verband österreichischer Volkshochschulen fordert

  • Die Anerkennung der Erwachsenenbildung als gleichwertiger Teil des Bildungssystems durch ein zeitgemäßes Erwachsenenbildungsgesetz.
  • Ein Prozent des Bildungsbudgets des Bundes für die Erwachsenenbildung.
  • Strukturförderungen und langfristige Bildungsprogramme statt Projektförderungen.
  • Niederschwelligkeit, Demokratie- und Wissenschaftsbildung sind ebenso wie Diversität und Nachhaltigkeit als Grundprinzipien der Erwachsenenbildung und deren Finanzierung festzuschreiben.

Wer Volkshochschulen stärkt, stärkt die Gesellschaft

256 Volkshochschulen an 800 Standorten stellen ein stark verankertes Netzwerk in Österreich dar. Neben ihrer Regionalität verbindet die Volkshochschulen ein breites Bildungsverständnis, das die Menschen in ihren verschiedenen Lebenslagen und Lebensphasen unterstützt. Die positive Wirkung von Lernen an Volkshochschulen ist ausgezeichnet belegt, zum Beispiel durch die "Benefits of Lifelong Learning"-Studie (BeLL). Trotzdem ringen Volkshochschulen gerade im Feld der allgemeinen Erwachsenenbildung immer wieder um die Anerkennung ihrer Arbeit durch die öffentliche Hand. Im Gegensatz dazu brauchen wir dringend bundesweite Bildungsprogramme für Nachhaltigkeit, Demokratie- und Wissenschaftsbildung und zur Schließung der digitalen Kluft. Zahlreiche Beispiele guter Praxis wurden dazu bereits an den Volkshochschulen entwickelt. Das Netz der Volkshochschulen ist daher ein hervorragender Rahmen, um entsprechende Programme tatsächlich im gesamten Bundesgebiet umzusetzen.

Der Verband österreichischer Volkshochschulen fordert

  • Die Gleichbehandlung von allgemeiner und beruflicher Bildung.
  • Zusätzliche bundesweite Bildungsprogramme für Nachhaltigkeit, Demokratie- und Wissenschaftsbildung sowie zur Schließung der digitalen Kluft in der Gesellschaft. Diese Programme sollen insbesondere für sozial schwache Personen frei zugänglich sein.
  • Ein Investitionsprogramm des Bundes für Volkshochschulen im Bereich digitale Ausstattung und für aufsuchende Bildungsformate.

Lasst die Volkshochschulen arbeiten!

Volkshochschulen kämpfen in wichtigen Arbeitsfeldern mit einer Flut von Vorgaben und Verengungen. Ein Problem sind die unterschiedlichen Fördergeber beziehungsweise institutionellen Zuständigkeiten auf Bundesebene. Wesentliche Felder unserer Bildungsarbeit liegen inzwischen nicht mehr in der Zuständigkeit des Bildungsressorts. Exemplarisch für die schwierigen Rahmenbedingungen unserer Arbeit können drei Bereiche hervorgehoben werden:

Im Bereich der Integrationsmaßnahmen bedeutet die gegenwärtige Vergabepraxis eine mehrfache Verengung. Strukturell bevorzugen die aktuellen Vorgaben und Richtlinien große und zentralisierte Player. Inhaltlich stehen vor allem Teilnehmende im Fokus die sprachlich, sozial und mental in der Lage, sind sehr rasch Deutsch zu erlernen. In der Praxis ist diese Struktur nur unzureichend geeignet, das große und erfahrene Netzwerk der Volkshochschulen überall zu nutzen und auf die stark schwankenden Bedarfe und Bedürfnisse von Teilnehmenden flexibel zu reagieren.

Daher fordert der Verband österreichischer Volkshochschulen

  • die Steuerung aller Deutschkursmaßnahmen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene durch das Bildungsressort.
  • Förderprogramme, welche die vielfältigen Bedürfnisse und Schicksale der Teilnehmenden durch unterschiedliche Formate und entsprechende Begleitmaßnahmen berücksichtigen.
  • Förderstrukturen, die diese Maßnahmen finanzieren und auch vielfältige und dezentrale Netzwerke – wie jenes der Volkshochschulen – nutzen.

Im Bereich Basisbildung und Schulabschlüsse wurde vor zehn Jahren mit der Bildung der "Initiative Erwachsenenbildung" ein europaweites Vorzeige- und Erfolgsmodell ins Leben gerufen. Gesichert werden sollte damit der kostenfreie Zugang zu den entsprechenden Bildungsmaßnahmen und die finanzielle Ausstattung der Träger. Die Volkshochschulen sind seit Beginn der IEB deren wichtigster Anbieter. Sie kämpfen aber – wie alle anderen Träger auch – mit bürokratischen Förderstrukturen und Finanzierungslücken. Nicht zuletzt die Sicherung der Kursqualität durch entsprechend ausgebildetes Personal, wird so zur ständigen Herausforderung. Des Weiteren sind Abschlüsse bis zur Matura, im Gegensatz zu den ursprünglichen Überlegungen, ganz aus der Förderung gefallen.

Daher fordert der Verband österreichischer Volkshochschulen

  • die langfristige Absicherung der Initiative Erwachsenenbildung durch eine entsprechende Strukturförderung des Bundes, welche insbesondere die Personalkosten abdeckt.
  • Sicherung des breiten und offenen Zugangs zu den Maßnahmen der Initiative Erwachsenenbildung.
  • Aufnahme der Berufsreife- und Studienberechtigungsprüfung in die Initiative Erwachsenenbildung.

Im Bereich der Gesundheitsbildung tragen Volkshochschulen mit jährlich mehr als 240.000 Teilnahmen maßgeblich zur Gesundheitskompetenz bei. Volkshochschulen bieten hier ein breites Programm für alle Altersgruppen, insbesondere auch für die ältere Generation. Sie fördern die gesellschaftliche Teilhabe und unterstützen die Umsetzung des Rechts auf ein gesundes Leben für alle Menschen. Volkshochschulen leisten damit einen wichtigen volkswirtschaftlichen Beitrag im Bereich der Prävention und Regeneration. Darüber hinaus sind Volkshochschulen aktiv um die Etablierung eines Berufsbildes für Gesundheitstrainer*innen in der Erwachsenenbildung bemüht.

Daher fordert der Verband österreichischer Volkshochschulen

  • die Anerkennung der maßgeblichen Rolle von Volkshochschulen für die Gesundheitsbildung in Österreich und die Gleichbehandlung gegenüber anderen Einrichtungen die in diesem Bereich tätig sind.
  • die Einbindung der Volkshochschulen in die entsprechenden Programme des Bundes und der Sozialversicherungsträger sowie die Berücksichtigung aller Altersgruppen in diesen Programmen.
  • die Schaffung und Anerkennung eines Berufsbildes für Gesundheitstrainer*innen in der Erwachsenenbildung.
  • auch in diesem Bereich das umfangreiche Netz und die Haltung der Volkshochschulen und ihrer Mitarbeitenden – Bildung für Alle – zu nutzen!