Nachhaltigkeit

Bildung für nachhaltige Entwicklung an Volkshochschulen in Österreich

Grundsatzpapier des Pädagogischen Ausschusses des VÖV
Erarbeitet von der Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit in Kooperation mit dem Generalsekretariat

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) verbindet die ökologische, ökonomische und soziale Dimension von Nachhaltigkeit. BNE ermöglicht:

  • Verständnis für globale Zusammenhänge zu vermitteln
  • Verantwortungsbewusstsein für die Auswirkungen des eigenen Handelns zu entwickeln und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen
  • Mut und Zuversicht für zukunftsfähiges Denken und Handeln zu erhalten

(vgl. Handreichung des dvv: Bildung für nachhaltige Entwicklung an Volkshochschulen, 2019). Entsprechend der 17 Ziele der UN Agenda 2030 (SDG’s) wird BNE in den Volkshochschulen gelebt.

BNE ist seit jeher Auftrag von Volkshochschulen

Die Grundwerte der Volkshochschulen wie das Eintreten für Demokratie, Offenheit gegenüber Mitmenschen und anderen Kulturen, Solidarität und soziale Gerechtigkeit finden sich in den Nachhaltigkeitszielen wieder und sind seit jeher wichtige Bildungsprinzipien der Volkshochschulen.

Die Beschäftigung mit Themen der Nachhaltigkeit liegt also im Selbstverständnis der Volkshochschulen. So haben beispielsweise Ideen der Umweltbewegung der 1970er und 80er Jahre ihren Eingang in das VHS Angebot gefunden. Die Umweltberatung (eine spezialisierte Einrichtung der Wiener Volkshochschulen), Angebote mit dem Fokus auf Integration, Gesundheitsförderung, Kunst, Kultur und Kreativität, die Stärkung der Regionalität durch das weit verzweigte VHS-Netz sowie das Ermöglichen des Bildungszugangs für alle (besonders regional/sozial benachteiligter Bevölkerungsgruppen) und vieles mehr fördern Nachhaltigkeit im Alltag der Menschen. Im Zentrum dieser Arbeit von Volkshochschulen steht nicht zuletzt das Nachhaltigkeitsziel 4: Hochwertige Bildung. Volkshochschulen entwickeln, erproben und implementieren hier neue Lernsettings die besonders auf Beteiligung ausgerichtet sind und beeinflussen so langfristig die gesellschaftliche Entwicklung.

Mit dem vorliegenden Grundsatzpapier wird Bildung für nachhaltige Entwicklung als Bildungsauftrag in den Volkshochschulen festgeschrieben. Nachhaltigkeit wird in den Volkshochschulen gelebt und ist für alle Beteiligten auch spürbar. Der Auftrag richtet sich an die Volkshochschule als Organisation sowie an die VHS-Angebote. Der ganzheitliche Ansatz für BNE an Volkshochschulen umfasst folgende Bereiche:

BNE ist im Alltag der VHS und in den Bildungsangeboten verankert

  • als ganzheitliche Bildung im Leitbild und durch nachhaltige Maßnahmen, deren Dokumentation und Überprüfung
  • im Bildungsprogramm in allen VHS Fachbereichen
  • Motivation zur nachhaltigen Mobilität für Teilnehmende und Mitarbeiter*innen
  • in der Öffentlichkeitsarbeit und im strategischen Marketing
  • sowie durch gemeinsame Schwerpunktsetzungen der österreichischen Volkshochschulen entlang der Nachhaltigkeitsziele

BNE ist Teil der Mitarbeiter:innenführung und Personalentwicklung

  • Die Bewusstseinsbildung von und für VHS Mitarbeiter:innen und Kursleiter:innen sowie gezielte Fort- und Weiterbildungen dazu sind wesentlicher Bestandteilt der BNE in der Erwachsenenbildung. Bedeutend ist es auch den Kursleitenden die "Angst" zu nehmen, BNE als Querschnittsthema in den jeweiligen Fachbereichen zu behandeln – es ist nicht notwendig Klimaschutzexpert:in zu sein, um der BNE einen Platz im VHS-Angebot einzuräumen.

BNE ist Teil der Bewirtschaftung der VHSn (Beschaffungen, Mobilität, etc.)

BNE spielt in der Kooperation mit Partner:innen eine Rolle

  • Die Zusammenarbeit mit bzw. die Einbindung von zivilgesellschaftlichen Akteur:innen bzw. Organisationen aus dem Natur- und Umweltbereich bzw. dem entwicklungspolitischen Sektor sowie auch Universitäten und Forschungseinrichtungen werden als eine sinnvolle Ergänzung mitgedacht (Bsp.: Klimabündnis, Ban Ki-Moon Centre, etc.). Gerade im Bereich der niederschwelligen Vermittlung aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse zu gesellschaftspolitischen und ökologischen Entwicklungen zeigen sich aktive Bildungskooperationen zwischen Volkshochschulen und z.Bsp. Universitäten als erfolgreiches Format mit der Zielsetzung, den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu fördern (siehe VHS Science).

Nachhaltigkeit ist Querschnittsmaterie an den Volkshochschulen

Vor dem Hintergrund weltweiter ökologischer, ökonomischer und sozialer Probleme, muss Bildung für nachhaltige Entwicklung ihrer Rolle als Brückenbauerin zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit gerecht werden. Dabei gewinnen disziplinübergreifende Ansätze immer mehr an Bedeutung. Nur sie bergen das Potential, zur Problemlösung beizutragen.

Menschen brauchen neue Perspektiven, um die sich rasch verändernde Welt, in der sie leben, verstehen und an ihr teilhaben zu können. Um dieses Ziel zu erreichen, ist ein neuer Bildungsansatz erforderlich.

Wie kann also das Thema Nachhaltigkeit in der VHS-Arbeit vermittelt werden?

Umweltveränderungen wie der Klimawandel machen das Thema Nachhaltigkeit zwar in seiner globalen Dimension deutlich. Diese Problemstellung in konkrete Angebote im Rahmen von Veranstaltungen und Kursen zu übersetzen, ist jedoch eine große Herausforderung. Überhaupt ist der Begriff der Nachhaltigkeit, so omnipräsent er in der Öffentlichkeit ist, wenig greifbar für die Menschen und damit auch für die Bewerbung von Bildungsangeboten.

Es geht also vielmehr darum, sich generell in der Angebotsplanung dieser Querschnittsmaterie anzunehmen und diese in das laufende Programm zu implementieren. Es ist wichtig, zu sensibilisieren und den Blick dafür zu schärfen, dass das Thema Nachhaltigkeit in vielen Angeboten bereits fester Bestandteil ist: beim Kochen vegetarischer Gerichte, im Nähkurs oder dem Upcycling von Möbeln, bei einer Kräuterwanderung oder als Thema im Sprachkurs, in der Wissenschafts- oder Basisbildung, im Rahmen politischer Veranstaltungen oder beim Nachholen von Schulabschlüssen.

Volkshochschulen denken global und handeln lokal!

Der Grundsatz "Global denken, lokal handeln" hat hinsichtlich der Bildung für nachhaltige Entwicklung an den Volkshochschulen zentrale Bedeutung. BNE ist handlungsbezogen, partizipativ und vermittelt Reflexions- und Planungskompetenz. Die Angebote weisen einen praktischen Nutzen auf und behandeln Inhalte, die unmittelbar an den Lebensbedürfnissen der Menschen anschließen. Formate, die gleichzeitig Gemeinschaften stärken und ein solidarisches Tun anstoßen, haben die größte Chance, auch über die Veranstaltungen hinaus wirksam zu werden.